Martin Bjelik
* 31. Juli 1940
Trio in B (1986)
Komponiert: | Wien, 1984/86 |
Uraufführung: | Wien, Festsaal des Währinger Amtshauses, 9. Oktober 1984 Giovanna Ferraris, Klavier Michael Dell, Violine Bettina Brosche, Violoncello |
Erstausgabe: | ungedruckt |
Martin Bjelik wurde 1984 von einem jungen Klaviertrio um ein neues
Werk gebeten. Das daraufhin geschriebene „Trio in B“ wurde nach seiner
Uraufführung vom Komponisten einer verknappenden Überarbeitung
unterzogen. In dieser Neufassung wurde es 1986 vom Wiener Concordia-Trio
für den ORF produziert.
Nach seinen eigenen Worten schrieb der Komponist dieses Trio gleichsam
„aus dem Handgelenk, lockerer als manche andere Stücke, die oftmals in
zunehmendem Maße einer skrupulösen, verkrampften Handhabung des
»Aussparungsprinzips« unterlagen.“ Die unverhohlene Selbstkritik, die
aus diesen Zeilen spricht, ist keine Pose, sondern gelebter Ernst:
Bjelik, der die meisten seiner Werke immer wieder nachbesserte und
überarbeitete, beendete 1992, kurz nach der Uraufführung seiner
„Verformungen für Kammerensemble“ (Auftragswerk der Gesellschaft der
Musikfreunde für Peter Keuschnig und sein Ensemble „Kontrapunkte“),
seine kompositorische Tätigkeit.
Mag also die mühelos erscheinende Klarheit und Souveränität des
Klaviertrios auch einen besonderen Glücksfall im Oeuvre des Komponisten
darstellen, so läßt sich doch an dieser Leistung ermessen, welchen
Verlust das Verstummen des Autors bedeutet. Ohne Zweifel gehört dieses
in seinen äußeren Dimensionen so bescheidene Stück zu den gelungensten
Leistungen der österreichischen Kammermusik nach 1945.
Das Werk ist in drei ineinander übergehende Teile gegliedert: der erste,
in belebtem Tempo ablaufend, ist rondoartig angelegt; ihm folgt eine
Art Intermezzo voll schattenhaft huschender Klavierkaskaden, die ein
kurze choralartige Episode umschließen. Diese gewinnt dann am Ende des
Stückes an Bedeutung, indem sie den Abschluß und Höhepunkt des zunächst
reprisenartig anlaufenden dritten Teiles des Werkes bildet.
Die Bezeichnung „in B“ bezieht sich auf den (Anfang und Schluß der
Komposition dominierenden) Zentralton. Damit ist auch angedeutet, daß
das Idiom dieses Werkes mehr als das anderer Kompositionen Bjeliks
modale, sich dem Tonalen annähernde Züge aufweist. Auch hierin hat der
Komponist die Anregungen seiner beiden Lehrer – Karl Schiske und
Gottfried von Einem – auf durchaus persönliche Art weiterentwickelt.
© by Claus-Christian Schuster